Dienstag, 10. Mai 2011

Doch noch nicht vorbei.

Ich liege wach und fange langsam an, mich an das Atmen zu gewöhnen. Meine Nase ist noch voll von den Tränen. Aber langsam bekomme ich wieder Luft. Mein Hals kratzt, meine Stimme kaum hörbar. Meine Augen sind ganz rot und nass. Und dein Bild ist noch immer in meinem Kopf. Ich bin zurück. Deine abgenagten Finger haben sich fest um mein Herz geschlossen. Und drücken gleichmäßig zu. Tränen. Und es tut noch genauso weh. Die drei Jahre dazwischen vergessen. Nie gewesen. Ich bin zurück.
Wie lange dauert eine Reise in die Vergangenheit?
Nur eine verdammte Postkarte.
Mit dem Bild deines Sohnes und aufgedruckten Worten.
Doch ich brauche auch nicht deine Handschrift, wenn doch schon deine Unterschrift ausreicht um wenigstens für den Moment alles einbrechen zu lassen, was ich mir mühsam aufgebaut habe.
"Dein Vati" und ich gehe zu Grunde.
Und mit einem Mal bricht all die Enttäuschung all der Jahre über mir ein. Ich ersticke an den Brüchstücken meines Kartenhauses. Die Joker sind gefallen. Ich zähle Kreuze auf dem Hügel. Und habe nur ein Herz.
Tränen. Und ich atme kaum.
Kann den Mund nicht öffnen, ohne zu wimmern. Das Blut von eineinhalb Jahrzehnten liegt mir auf die Zunge. Das Blut aus drei Tonnen Glasscherben. Und hunderten von leeren Versprechen. Und einem immergleichen Schmerz.
Und die Tränen brennen auf meiner Haut. Die Wangen durchweicht und schwarz. Fangen langsam an zu splittern und zu reißen. Und ich reiße gleich mit. Zwei Teile oder zweitausend. Ich weiß es nicht.
Und mein Herz in deiner halbzerfallenen Hand. Und dennoch reicht deine Kraft für zwei Herzschläge. Die Faust in mein Leben. Und Trümmer an der Wand. Matschig braun am Boden. Ein Rinnsal. Und meine Brust so leer. Ich implodiere. Herz Ass, Herz Dame, herzlos.
Und ich schwimme in meinen Eingeweiden.
Meine Augen kaum zu öffnen, drehen sich nach innen und sehen den Gedanken beim Kreisen zu. Die Augen zu! Die Augen zu! Doch ich bin zum Sehen verdammt. Ich kann nicht mehr.
Ich will vergessen, schlafen, weinen, weinen, schweigen, schlafen, rennen und dann immer weiter.
Ich will weg. Nur weg. Weit weg und dann nie wieder umkehren.
Tränen. Immer nur Tränen. Ein Meer, kein Wind, kein Schiff wird kommen. Und ich ertrinke allein.
Ich will nur schlafen, nur schlafen und dann.
Nie wieder aufwachen. Nirgendwann.
Und plötzlich ist es still, denn ich habe aufgehört zu schreien.
Und danach die Leere. Und überall.
Das Echo in mir noch immer ungebrochen. Laut, lauter, lauter, lauter, lauter. Hört einfach nicht auf. Deine Worte noch immer. Ja, es ist noch lange nicht vorbei. Und die Tränen noch immer ein Feuer auf meiner Haut. Es brennt das Salz in meinen Wunden. Und meine Kriegsverletzungen unverheilt. Fällt mein Herz wieder ab, von neuem, schon wieder. Dabei dachte ich, ich hätte es genügend oft genäht. Und müde. Mein Mund schon versiegelt. Kann nicht mehr, kann nicht lachen, nicht schreien. Nichtmal mehr flüstern, bin ich verstummt.
Und Worte so wertlos und immer das selbe. Bleibt immer das selbe. Und bleibt immerzu.
Gedanken zu Tränen zu Blut.
Ich kann nicht mehr.

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