Donnerstag, 15. September 2011

Den leichten Weg.

Ich bin immer den leichten Weg gegangen. Den, der mir zufiel. Und mir ist vieles zugefallen. Ich hatte viel Glück. Aber vor Allem habe ich meine Wünsche ignoriert. Habe sie gebogen und gebrochen. Bis ich sie verloren habe. Aus den Augen, aus dem Sinn. Nur nicht aus dem Herzen. Da ist noch immer diese unerfüllte Sehnsucht. Unerfüllt, ungefüllt, leer, ich. 

Und wenn ich dann da sitze und nicht weiß, warum ich unglücklich bin, obwohl ich heute doch alles habe. Dann vielleicht, weil dieses "alles" gar nicht mein "alles" ist. Dass das hier nicht meine Träume sind. Ich habe mich nie getraut, an ihnen festzuhalten. Ich hatte immer Angst, sie zu zerdrücken, mit meinen ungeschickten Händen. Hatte Angst, sie zu verlieren. Weil es so weh tun würde. Weil Liebe weh tun würde. Und noch mehr, sie aufgeben zu müssen.

Und dann habe ich angefangen, stattdessen fremde Träume zu leben. Habe angefangen, mich zu belügen. Und genommen, was ich bekam. Und bin den leichten Weg gegangen. Und habe aus Angst zu scheitern meine Träume geleugnet. Meine Wünsche geleugnet. Meine Liebe geleugnet. Und was ich verloren habe, das habe ich ja auch nie gewollt. Und woran ich gescheitert bin, das war nie mein Ziel. Und was ich nicht bekommen konnte, habe ich nie geliebt. Und dann habe ich mich verloren.

Ich habe verlernt, was es heißt, etwas zu wollen. Denn all meine Träume, die habe ich nie weitergedacht. Die habe ich nie auch nur angedacht. Sondern habe mich blind und taub gestellt und weggesehen und versucht, woanders hin zu sehen, um gar nicht erst wissen zu können, was ich verpasse. Und habe meinen Träumen ein Ende bereitet, noch bevor es einen Anfang gab. Und habe begonnen, ein fremdes Leben zu leben. Weil ich meines nicht verlieren wollte.

Und dann bin ich aufgewacht, als alles wertlos war. Und ich vergraben lag, unter diesem Berg fremder Träume. Und habe kaum noch atmen können. Und wäre fast erstickt. Und lag da, die falsche Hand in meiner. Und habe mich nicht wiedererkannt. Und habe keine Bedeutung finden können, in diesem Leben, was nicht meines zu sein scheint. Und wollte endlich aufhören mit Lügen. Ich will nicht lügen. Nicht dich belügen. Nicht mich belügen. Ich habe verlernt, was Wahrheit bedeutet. 

Ich habe meine Liebe verloren. Den Mut verloren. Mich verloren. Ich bin einen leichten Weg gegangen, der in Wirklichkeit gar keiner war. Weil es nicht meiner war. Weil ich diesen Weg nicht lerne zu lieben. Weil ich mich nicht daran gewöhnen kann. Weil ich dieses Leben nicht lieben kann. Weil es nicht meines ist. Weil es keines ist. Weil erfüllte Träume nicht glücklich machen, wenn es nicht die eigenen sind. Und ich noch immer nichts habe. Nein, in Wirklichkeit sind meine Hände noch immer leer. Denn was in ihnen liegt, ist so wertlos. So wertlos für mich. Und diesen Müllberg, den muss ich wohl erst wegwerfen, bevor ich erlernen kann, meine Hände wieder auszustrecken. Muss wohl erst loslassen, bevor ich wieder in Richtung Himmel greifen kann. Und wenn ich am Ende nur in die Luft fasse.

Ich will wieder wollen. Ich will wieder lieben. Ich will es wenigstens versuchen. Ich will wieder meine Träume träumen. Ich will wieder meine Wünsche wünschen. Ich will wieder mein Leben leben. Und wenn ich daran scheitere.

Ich will leben.

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