Freitag, 27. Mai 2011

Schwach und weit weg.

Ich wache auf, weil der Lärm unerträglich ist. Mein Telefon schreit in die Stille. Deine Tränen sind ganz nah bei meinem Ohr. 

Spüre ich deinen leisen Atem auf meiner Haut. Und deine Stimme so zaghaft.  Stockt, wenn die Worte zu schwer wiegen.

Wenn sie im Hals stecken bleiben und dort kratzen und drücken. Und im Mund so groß werden, dass sie ihn ganz ausfüllen. Wenn sie sich in den Rachen legen und auf die Lungen und langsam zudrücken. Wenn man würgt und dann ringt, um Luft. Wenn die Worte so erbarmungslos durch die Adern rinnen und die Dunkelheit im ganzen Körper verteilen. Wenn es Nacht ist und die Worte zäh aus dem Mund tropfen und die Füße an den Boden heften. Wenn sie unter den Zehen kleben bleiben und nur ganz langsam wieder abbröckeln. Wenn man sich vor Verzweiflung die Füße abhacken will, weil es so weh tut. Weil es Nacht ist, und deine Worte in der Stille nachhallen und widerhallen und wieder und wieder. Nie aufhören.

Und deine Tränen sind so nah an meinem Ohr, dass ich fast vergesse, dass die Tropfen auf meiner Wange ja meine Tränen sind.

Und ich halte den Atem an, um sicherzugehen, nicht zu schluchzen. Weil ich stark sein will und für dich. 

Weil ich deine Schulter zum Anlehnen sein will.
Doch diese Schultern sind schmal und kantig und brechen manchmal schon unter meinem eigenen Gewicht zusammen. 

Und ich bin nicht da. Kann dich nicht halten.
Und muss die Hand vor meinen Mund pressen, um das Wimmern zu ersticken, vor dem ich mich fürchte. Damit du nicht hörst, wie schwach ich bin und wie müde. Weil ich doch stark sein will und für dich.

Und ich liege wach und starre in das Nichts über mir. 
In die Dunkelheit, die deine ist und nicht meine. 
Vor der ich dich nicht beschützen kann.

Weil ich nicht da bin.
Weil ich einfach nicht da bin.
Weil ich dich allein lasse, obwohl ich weiß, 
obwohl ich ganz genau weiß, dass man damit nicht allein bleiben sollte.
Weil ich dich allein lasse. 

Weil ich schwach bin. Und du so viel stärker bist, als ich. Und trotzdem weinst.
Und ich bin nicht da, bin nicht da, bin nicht da, bin nicht da, bin nicht da, bin nicht da, bin nicht da, bin nicht da, bin nicht da, bin nicht da, bin nicht da..
Und weiß doch, wie schlimm das ist.
Und lasse dich dennoch allein.

Verzeih mir.

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