Montag, 31. Oktober 2011

Derzeit ist alles ein einziger, ewiger Kreis. Die fast guten Tage, die immer stilleren Tage, die verstummten Tage, die tauben, leeren Tage, die weißen Tage, die grauen Tage, die schwarzen Tage, die Tage im Abgrund und die vielen im Fallen davor. Es ist nur wieder und wieder das selbe.

In meine "Ich bin glücklich"s haben sich erst "vielleicht"s und "eigentlich"s eingeschlichen, bis aus einer Wahrheit eine halbe und schließlich eine Lüge wurde. 

Derzeit weine ich wieder sehr viel. Und ohne das ich jemals wüsste, warum. Ich gehe von Raum zu Raum, ich schalte von Lied zu Lied, ich renne, ich gehe, ich schließe Türen hinter mir. Und wieder und wieder fange ich an, zu weinen. Jeden zweiten Raum, jedes dritte Lied, jeden zehnten Schritt, in Umkleidekabinen und Zugtoiletten, in Hauseingängen und auf dem Boden zusammengerutscht in meinem Zimmer. Mal weine ich leise tropfende Tränen und manchmal so verzweifelt, dass ich fast schreien möchte. Manchmal so tief, dass ich glaube, daran zu ertrinken und manchmal so blass wie ein Spuk. Und jedes Mal denke ich, ich wäre glücklich. Und jedes Mal finde ich mich im nächsten Moment zusammengesunken wieder. Manchmal meine Beine umklammernd vor Angst. Und manchmal mein Gesicht versteckend vor Scham. Ich weine und weine. Auch das Zittern hat wieder begonnen und mein Schweigen. Zwischen der Schlaflosigkeit sind die Albträume wieder da.

Und doch hat sich viel geändert.
Es ist die Krankheit und nicht mein Leben, was mich weinen lässt.
Ich kenne den Unterschied. Noch nicht immer. Nicht oft genug. Aber manchmal. Und dieses "manchmal" lässt mich hoffen.

Dienstag, 25. Oktober 2011

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Mein Herz kennt keine Worte mehr, nur noch einen Namen.

Sonntag, 16. Oktober 2011

Für J.

Ich erinnere mich noch genau an den Blick in deinen Augen, als wir uns zum letzten Mal sahen. Und an die schwachen Arme. Und deine Schritte waren wie abgemessen. Du bist ruhelos durch den Raum geschritten, so als zöge dich eine Schnur durch das Leben. Als wären deine Körperteile einzeln aufgehangen. Als ob jemand aus der Ferne jeden deiner Wege lenkt. Und deine Augen waren so leer gewesen. Und deine Kraft hat nie gereicht. Ich habe dich nie träumen gesehen. Du kennst keine Wünsche, die der Anderen sind schwer genug. Und die Begeisterung in deinen Sätzen, die kam nicht von innen. Von innen kam nur die Zerstörung. Und nach außen warst du immer kontrolliert. Immer akkurat. Jedes deiner Worte wie abgewogen. Und willenlos hast du dich ergeben. Ich habe dich nie leben sehen. Nur funktionieren. Und ich kam nicht bis zu dir. Dein Rücken war so gerade, wie ich nie einen gesehen habe. Und ich habe dich zerbrechen sehen, jeden Tag ein Stückchen mehr. Jeden Tag ein Stückchen weniger. Ich konnte zusehen, wie deine Haut langsam zurückgewichen ist. Wie sie den Knochen gewichen ist, die stärker und stärker hervortraten. Deine Wangen wurden immer hohler. Und dein Herz immer leerer. Dein Blick war verloren. Und deine Sprache schon nicht mehr von dieser Welt. Deine Lippen haben an Farbe verloren, wie dein Leben, wie du. Und wenn ich heute deine Fotos sehe, dann sehe ich noch immer nicht dich. Ich sehe, wie deine Haut so dünn ist, dass ich das Nichts dahinter sehen kann. Ich sehe, wie deine Blicke noch immer ins Leere greifen. Ich sehe jeden deiner Knochen. Jede deiner Rippen. Deine Schlüsselbeine. Und deine knochigen Finger. Ich sehe dein Lächeln. Und ich sehe den Abgrund in deinen Augen. Deinen tiefdunklen Augen, die keinen Boden kennen. Und ich sehe und stehe machtlos daneben, nicht einmal daneben, denn dafür ist die Weite zu groß. Und deine Welt ist noch immer die gleiche. Und du kannst mir schreiben, es gehe dir gut. Du kannst lachen und du kannst lügen. Und du kannst mir deine Träume in all den Farben beschreiben, die du nicht kennst. Aber ich kann das Leid sehen. Es ist eingraviert in deinen Körper. Es zeichnet jeden deiner Züge nach. Es liegt in jeder Geste. In jedem deiner Schritte, die du kraftvoll setzt, mit deinen viel zu schwachen Beinen. Auf diesen Boden, der Nachts nur aus Löchern besteht. Und du schlägst niemals auf, solange du fällst. Du hast den Grund noch nicht erreicht. Und vielleicht fällst du einfach weiter, immer weiter, durch die Zeit und durch diese Welt. Ich kann dich sterben sehen. Und ich komme nicht über das sehen hinaus. Ich bin zu weit weg, viel zu weit weg, schon immer gewesen. Und die Anderen, sie sind vielleicht zu nah um nicht blind zu sein.

Samstag, 15. Oktober 2011

Wir schweigen. Und ich komme nicht durch die Stille bis zu dir. Und in den Versuchen scheitere ich. Denn in den Bruchstücken, die ich dir reiche, kannst du nichts finden. Und ich brauche die Musik in den Ohren um zu überhören, wie mein Herz unter jedem deiner Blicke ein wenig kleiner wird und ein wenig ärmer. Und wir schweigen. Und ich will nicht den Schutz brauchen, den ich um mich trage. Denn an manchen Tagen tut es nicht weh. Und du sitzt neben mir. Und ich will fliehen. Und kann nicht aus mir heraus. Und es braucht alle Kraft, um von mir weg zu halten, wie deine Worte langsam entwerten, was ich liebe. Langsam die Bruchstücke zertreten, die ich dir wieder und wieder reiche. Und du lachst, während ich in mich hineinkrieche. Und verletzt mich im Vorübergehen. Und dabei so tief, dass es Stunden, manchmal Tage, manchmal sogar Wochen dauert, bis ich langsam wieder heile. Und du lachst, während meine Augen erst glasig werden und dann zu Eis. Und ich kämpfe darum, die Haltung zu wahren. Und ich kämpfe um jeden Schritt in deine Richtung. Und muss wieder taub werden, um zu vergessen, wie viele Schmerzen dieser Kampf bedeutet. Um nicht in die Stille zurück zu fliehen. Wir schweigen. Und manchmal ist es besser so.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Dass es einen Weg zurück gibt.
Dass ich ihn manchmal ein Stück weit gehe.
Dass du mich berührst, wenn mich nichts berührt.
Dass du mich zurückholst, wenn ich mich in diesen Weiten verliere.
Dass ich bei dir nicht stark sein muss, wenn ich es nicht bin.
Dass es mir bei dir nicht weh tut, ich zu sein.
Dass es Momente gibt, in denen der Kampf endlich aufhört.
Dass ich wieder Luft holen kann.
Und manches an Kraft mit in den Tag retten.
Das ist Hoffnung.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Verloren

Ich sitze eingeklemmt zwischen Rucksäcken und Menschen. Die Worte und das Gepäck drücken langsam und in Schüben auf meine Brust. Ich atme flach und verstumme. Ich bin im Nirgendwo zwischen den Sekunden. Ich bin irgendwo stehen geblieben. Unterwegs auf halber Strecke. Zwischen mir und den Anderen liegt eine Eiswüste, die weit über die Grenzen des Horizonts geht. Ich bin irgendwo dazwischen. Zwischen Menschen, zwischen Blicken, vielleicht auch nur zwischen Stühlen. Und irgendetwas hat mich weit weg von hier geholt. Ich schwebe irgendwo im Nichts. Treibe im Meer ohne Wellen, ohne Wind, ohne Klang. Und unauffällig, unmerklich gleite ich aus mir heraus. Hinein in die Stille. Ich höre und verstehe nicht die Worte, nicht die Witze. Und sie lachen. Und ich sehe aus dem Fenster. Und meine Blicke gehen über die Grenzen dieser Welt. Und verlieren sich. Ziellos, verirrt. Nirgendwohin. Und sie reden. Und ich verschwinde ganz langsam und leise. Und werde allmählich unsichtbar. Mit jedem Atemzug. Mit geschlossenen Lippen. Mit schleichenden Schritten flüchte ich. Nur wohin? Wohin? Denn diese Einsamkeit nehme ich überall mit hin. Ich trage sie wie einen Mantel. Oder einen Käfig. Und sie friert mich ein, bis ich taub genug bin, die Kälte nicht mehr zu spüren. Bis ich auch die Wärme nicht mehr spüre. Es mag sie geben. Irgendwo da draußen. Und mir bleibt nicht mehr als ein paar Atempausen. Und sie lachen. Und ich sitze unter ihnen, als gehörte ich dazu. Und sie reden. Und ich fühle mich falsch in dieser Stadt, in dieser Welt, in dieser Haut. Und meine Blicke verfehlen den Gegenüber. Und die Worte treffen nicht meine Ohren. Meine Welt ist wieder sauber abgetrennt von der der Anderen. Ohne Brücke, ohne Steg, nur endlose Gletscher. Die Welt, eure Welt, perlt an mir ab. Ohne jede Berührung, ohne Spuren zu hinterlassen. Als wäre ich schon kein Teil mehr von ihr. Vielleicht bin ich heute kein Teil von ihr.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Hohl in meiner Haut

Schlohweißer Tag - Du bist so jung ergraut
Schlohweißer Tag - Ich fühl mich hohl in meiner Haut *
Vorgestern, gestern, heute, bergab. Ja, seit Freitag geht es wieder mehr ab als auf. Ich weiß nicht warum, wie lange und vor allem wohin. Die letzten beiden Tage sind irgendwie an mir vorbeigegangen, ohne mich zu berühren. In der Leere manchmal Tränen, zu beliebigen Liedern. Tränen, die sich wie Lügen anfühlen. Schon auf der Haut zu warm, um zu mir zu gehören. Ich bin wie erfroren. Eiskalt durch und durch. Mein Herz zu Stein. Nichts zählt. Es ist alles entsetzlich anstrengend. Es ist nicht schön, es ist nicht schlimm, es ist anstrengend. Ich warte. Die Taubeit lähmt mich. Ich warte. Zum Kämpfen bin ich zu schwach. Ich warte.

*Silly - Schlohweißer Tag

Weiß

Ich starre auf meine Hand.
Ich starre an die Decke.
Ich starre in den Spiegel.
Und auf die blasse Haut.

Und das Weiß ist wieder überall.
Ich sehe nicht die Farben.
Ich höre nicht die Töne.
Und auf der Zunge liegt nichts als die Leere.

Ich kann sie schmecken.
Ich kann nichts als sie schmecken.
Ich kann sie hören.
Ich kann nichts als sie hören.
Ich kann sie fühlen.
Ich kann nichts als sie fühlen.
Ich kann nicht fühlen.

Gestern, heute, lass sie vorüberziehen.

Ich starre auf die Hand, die leise zittert.
Ich starre an die Decke, die langsam bröckelt.
Ich starre in den Spiegel, der knisternd aufbricht.
Und auf die Haut, die langsam reißt.

Und das Weiß ist überall.
Überall, wo nicht das Schwarz ist.
"In the morning,
When you wake up
Daytime fades up
And your make up runs,
Just hold on

It sounds tacky,
but I'm hopeful
There's a reason
That the world turns round,
Through silent sound

Set the dark on fire
Set the dark on fire"
Turin Brakes - Dark on Fire