Mittwoch, 12. Oktober 2011

Verloren

Ich sitze eingeklemmt zwischen Rucksäcken und Menschen. Die Worte und das Gepäck drücken langsam und in Schüben auf meine Brust. Ich atme flach und verstumme. Ich bin im Nirgendwo zwischen den Sekunden. Ich bin irgendwo stehen geblieben. Unterwegs auf halber Strecke. Zwischen mir und den Anderen liegt eine Eiswüste, die weit über die Grenzen des Horizonts geht. Ich bin irgendwo dazwischen. Zwischen Menschen, zwischen Blicken, vielleicht auch nur zwischen Stühlen. Und irgendetwas hat mich weit weg von hier geholt. Ich schwebe irgendwo im Nichts. Treibe im Meer ohne Wellen, ohne Wind, ohne Klang. Und unauffällig, unmerklich gleite ich aus mir heraus. Hinein in die Stille. Ich höre und verstehe nicht die Worte, nicht die Witze. Und sie lachen. Und ich sehe aus dem Fenster. Und meine Blicke gehen über die Grenzen dieser Welt. Und verlieren sich. Ziellos, verirrt. Nirgendwohin. Und sie reden. Und ich verschwinde ganz langsam und leise. Und werde allmählich unsichtbar. Mit jedem Atemzug. Mit geschlossenen Lippen. Mit schleichenden Schritten flüchte ich. Nur wohin? Wohin? Denn diese Einsamkeit nehme ich überall mit hin. Ich trage sie wie einen Mantel. Oder einen Käfig. Und sie friert mich ein, bis ich taub genug bin, die Kälte nicht mehr zu spüren. Bis ich auch die Wärme nicht mehr spüre. Es mag sie geben. Irgendwo da draußen. Und mir bleibt nicht mehr als ein paar Atempausen. Und sie lachen. Und ich sitze unter ihnen, als gehörte ich dazu. Und sie reden. Und ich fühle mich falsch in dieser Stadt, in dieser Welt, in dieser Haut. Und meine Blicke verfehlen den Gegenüber. Und die Worte treffen nicht meine Ohren. Meine Welt ist wieder sauber abgetrennt von der der Anderen. Ohne Brücke, ohne Steg, nur endlose Gletscher. Die Welt, eure Welt, perlt an mir ab. Ohne jede Berührung, ohne Spuren zu hinterlassen. Als wäre ich schon kein Teil mehr von ihr. Vielleicht bin ich heute kein Teil von ihr.

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