Sonntag, 1. Mai 2011

Manchmal

Manchmal merkt man erst, wie dunkel die Nacht ist, wenn man ihr nicht entkommen kann. Wenn man allein ist. Wenn man keine Wahl hat. Wenn es nur noch diesen einen Weg gibt. Nur vorwärts oder zurück. Und  man kann nicht ausweichen. Nachts. Wenn es so dunkel ist, dass man nur hört, aber nichts sieht. Wenn man nur ahnt, wo der Weg ist. Und auch das nur, weil man ihn schon einmal gegangen ist. Wenn man mühsam Schritt für Schritt geht. Wenn das Gebüsch zittert. Wenn es zittert und kichert und strauchelt und lacht. Beinahe. Wenn es flüstert. Worte, die man nicht hören will. Wenn es still ist. So still, dass man seine Gedanken hört. Wenn man keine Wahl hat. Wenn man nicht entkommen kann. Weil es nichts gibt. Nichts, außer den Gedanken. Manchmal merkt man erst dann, wie dunkel die Nacht ist. Und wie weh es tut. Manchmal. Wenn da nur dieses Lachen ist. Dieses fremde. Das gar nicht wirklich man selber ist. Das einen verfolgt. Tag für Tag. Weil man es immer bei sich hat. Um es heraufzubesschwören. Bei jedem schlechten Witz. Um es dabei zu haben, wenn man es braucht. Wenn man nicht weinen darf. Und dann ist es still. Und manchmal merkt man erst dann, wie hohl dieses Lachen ist. Wie falsch. Manchmal merkt man erst dann, dass dieses Lachen gar nicht von  einem selber ist. Auch wenn es langsam ein Teil von einem geworden ist. Manchmal, aber wahr. Manchmal. Manchmal merkt man erst in solchen Momenten, wie oft man lügt. Jemand anders ist. Manchmal merkt man erst dann, dass man die Wahrheit gar nicht kennt. Die Wahrheit. Über sich. Die Anderen. Die Welt. Das Leben. Nichtmal mehr merkt, wann man lügt und wann nicht. Manchmal merkt man erst, wenn man nicht entkommen kann, dass man wegläuft, immerzu. Aber erst dann, wenn man zerbricht. Manchmal merkt man erst dann, das es Sehnsucht ist. Diese Leere, die da lauert. Dass das Sehnsucht ist. Das alles hier. Das einen manchmal dazu bringt, aufzustehen. Und das einen manchmal dazu bringt, zu verzweifeln. Dass diese Tränen wahr sind. Wahrer als all die Worte. Und manchmal, wenn man merkt, dass diese Stille nicht weggeht. Und dass die Sehnsucht bleibt, egal, wie laut man schreit. Manchmal. Manchmal ist, wenn die Gedanken noch lauter sind, als das Rauschen. Als das Radiorauschen, das sich Nachts im Wald verfängt. Zwischen den Ästen und den Tieren.Wenn die Stimmen trotzdem noch lauter sind. Und unausweichlich. Wenn man nicht entkommen kann. Manchmal. Wenn man allein ist. Wenn es dunkel ist. Wenn man keine Wahl hat. Manchmal merkt man erst dann, was die Nacht ist. 
Sie ist ein Spiegel.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen