Sonntag, 22. Mai 2011

Verpasster Anruf.

Und leise in meinem Ohr noch das Klingeln letzter Nacht. Das Telefon an meinem Ohr, als du schon lange aufgelegt hattest. Deine Stimme und kein Ich liebe dich, weil das eben wegfällt, wenn du dich vergessen fühlst. Wenn ich tanzen gehe, weil du weit weg bist, sonst würde ich dich mitnehmen. Weil ich dann lachen kann, obwohl du fehlst. Wenn du traurig bist, weil ich dich nur anrufen will, wenn ich allein bin und nur für dich. Weil ich zu selten anrufe, sagst du, und vielleicht hast du Recht.  
Warum hast du mich nicht angerufen?, fragst du. Warum nicht, ich will doch deine Stimme hören.
Und warum hast du dann nicht angerufen?  
Na, weil ich doch auch unterwegs war.
Und ich verstehe nicht mehr, warum ich dann Schuld bin. Warum es manchmal um Schuld geht. Wenn mich nur Liebe und du interessieren. Manchmal wirst du albern. Dann fragst du, ob ich dich denn nicht vermisst habe. Doch, ich vermisse dich immerzu. Und wenn du auflegst, ist da nur dieses leise dis in meinem Ohr, immer wieder, dieses Er-hat-aufgelegt-Geräusch des Telefons. Ein gleichmäßiger Herzschlag, der mich nicht interessiert. Denn du fehlst. Du fehlst mir. Als könnte ich dich vergessen.  
Ja, aber wenn ich dir auch fehle, sagst du, warum rufst du mich dann nicht einfach an?
Und du siehst gar nicht die Kreise, die wir ziehen und die mir so egal sind. Und mich interessiert nicht, wer anrufen hätte müssen und sollen und wollen gesollt hätte, denn ich will nur deine Stimme. Denn mehr ist unerreichbar.
Und dann fragst du, Anna, fragst du, kommst du zu mir? und erwartest, dass ich lüge. Und bist manchmal traurig, wenn ich nicht mehr antworte, weil du weißt, dass ich will und so gerne. Und dass mich all die Weite zwischen uns mehr verletzt als jedes ungesagte Ich liebe dich. Und weil ich diese Weite nicht eine Sekunde vergessen kann. Auch nicht, wenn du so tun willst mit mir so als ob und dass ich bei dir sein könnte, wenn ich nur wollte. Und ich will ja und bin trotzdem hier und falsch und schweige und lüge nicht, sondern sage Bald, bald.
Und gestern Abend, als ich tanzen war und du nicht oder doch aber weit weg und ich weiß es nicht und du fragst mich Mit wem?. Und bist eifersüchtig, manchmal, weil ich dich nicht angerufen habe, oder verletzt. Und das ist nur manchmal so und an manchen Tagen fragst du nicht und ich weiß nicht, ob das das ist, was man launig nennt, wenn man nicht versuchte, Schubladen zu vermeiden. Und ich nicht weiß, ob es nicht falsch ist, wenn ich denke, dass das doch nicht ernst sein kann, wenn ich dich nicht ernstnehme, manchmal.
Und wenn wir so unterschiedlich sind, so unterschiedlich und uns nie kennengelernt hätten und ich dich trotzdem liebe und über alles. Und wenn ich so sehr liebe, dass du ehrlich bist und dich nicht versteckst, nie versteckst und sagst, was du denkst. 
Auch wenn ich manchmal nicht mag, was du denkst. 
Und wenn du fragst, Anna, fragst du dann, warum bist du heute so schnippisch? Was ist los mit dir? Bist du traurig? Ist alles in Ordnung?. Und ich dann gemein werde und ehrlich und das ist oft das Selbe. Und ich dir sage, dass alles in Ordnung ist, dass ich nur deine Fragen nicht mag. Und du dann sagst Aber ich habe oft solche Fragen gestellt, und da haben sie dich doch noch nicht genervt? Und ich sage, doch, das haben sie und schon lange. Sei froh, sage ich, und hasse mich selber dafür, dann freu dich doch, dass ich damals so tolerant war.
Und dann überraschst du mich und sagst Diesen Streit, den wir jetzt haben, den hätten wir nicht, wenn du bei mir wärst.
Und ich glaube fast, dass du Recht hast, denn du fehlst mir und das tut weh. Und Wunden machen ungerecht. Und egal woher sie kommen, egal wer Schuld ist, es ist mir egal. Und ich will keine Schuld und keinen Streit, nur dich an meiner Seite. Und nicht, dass du auflegst und weggehst, einfach so. Und das tut weh und diese Wunden. Die machen mich ungerecht und ich teile den Schmerz, mit jedem, der ihn nicht verdient hat. Und ich hasse und hasse und hasse mich dafür. Und das Telefon in meiner Hand. Und dann rufe ich nicht an. Weil du nicht Ich liebe dich gesagt hast, weil ich wütend bin und rase und zerstöre, was immer ich berühre. Weil ich nur zu dir will, zu dir und nicht ertrage, wenn du sagst, ich würde dich nicht vermissen. Weil ich nicht glauben will, dass du das denkst und dir nicht glaube und dir doch immer glauben will, dich immer ernst nehmen will und manchmal dennoch lache, innerlich. Nicht vor Freude, sondern weil das alles so absurd ist. Weil ich dich doch liebe und du mich doch liebst, und damit doch klar ist, wer wen nicht vergessen wird.
Und du fehlst mir, und ich rufe nicht an. Und ich vermisse dich und deine Stimme noch immer in meinem Kopf. Gleich neben dem Klingeln letzter Nacht. Das Telefon an meinem Ohr, obwohl du schon lange aufgelegt hast.
Ja, aber wenn ich dir auch fehle, sagst du, warum rufst du mich dann nicht einfach an?
Und ich, ich weiß es auch nicht.

1 Kommentar:

  1. Dein Kommentar auf meinem Blog hat mich sehr bewegt. Weil du Dinge sagst, die so unendlich wahr sind, die es so genau auf den Punkt treffen - und die dadurch so schrecklich werden. Und dann ist es gut, von einer wunderbaren Person zu hören, sie wünschte, sie könnte für mich da sein. Danke. Ich wünsche mir so sehr, ich könnte deine Freundin sein. Ich wünschte, ich hätte jemanden wie dich bei mir.

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