Montag, 27. Juni 2011

Endlich Höchstpunktzahl..

.. im Depressionentest. Ich bin schuldig im Sinne der Anklage. 60 von 60 Punkten. Neuer Test. 9 von 10 Fragen mit Ja beantworten müssen. Nächster Test. Ich will nicht! Sich im Auswertungstext verstanden fühlen. 
"Ihre depressive Stimmung überschattet Ihren gesamten Tag. Sie fühlen sich wie gelähmt und kleinste Aktivitäten bringen Sie schon an Ihre Grenzen. Sie haben das Gefühl, keine Kontrolle über Ihre negativen Gedanken und Gefühle zu haben und fühlen sich ihnen ausgeliefert. Sie zweifeln an sich und glauben, ein Versager zu sein. Vielleicht versuchen Sie deshalb auch, sich zusammenzureißen, damit niemand Ihre Lage erkennt. Vermutlich haben Sie kaum noch Hoffnung, Ihr Stimmungstief überwinden zu können."
Haben Sie Schlafprobleme? Denken Sie zwanghaft immer wieder an die selben Dinge? Haben Sie grundlos Angst? Fühlen Sie sich ausgelaugt und leer? Kostet es Sie viel Überwindung, etwas zu tun? Ich bin schuldig. Ich will nicht. Nein. Ich will nicht. 

Neuer Test. Bewerten sie die folgenden Aussagen mit 0 bis 3. 
3 trifft vollkommen zu, 0 gar nicht. 
Ich fühle mich minderwertig. Ich habe Probleme, mich zu konzentrieren. Ich kann mir Dinge sehr schlecht merken. Ich bin erschöpft. Ich bin antriebslos. Ich denke sehr oft daran, mir das Leben zu nehmen. Ich habe kaum noch Interesse an dem, was um mich herum vorgeht. Ich mache mir große Selbstvorwürfe. 
Nur Dreien. Nur Dreien. Überall Dreien. Ich hasse mich. Warum. Warum? Warum? WARUM? Ich will nicht. Ich habe Angst. Warum? Was soll das? Ich will nicht. Ich bin schuldig, so verdammt schuldig. Ich habe Angst. Nein. Nein. Nein. Und dann Luftholen. Atmen. Ein. Aus. Erschöpft. Weiter. Weiter! Nächste Frage. Nächster Satz. 0 bis 3.
Ich leide unter starken Schuldgefühlen.
Ertappt. Wieder Drei. Nur Dreien. 
Sie haben 42 Punkte erreicht.
Jackpot. Black Jack. Kartenhaus. Eingefallen.
"Sie leiden möglicherweise unter einer schweren, behandlungsbedürftigen Depression und benötigen dringend die Hilfe eines Arztes. Suchen Sie Ihren Hausarzt oder einen Arzt für Psychiatrie und Neurologie auf."
Ich will nicht. Ich will nicht. Ich will nicht. Ich kann nicht mehr.
Ich habe Angst. Und dann wieder nicht. Dann ist es egal.  Und dann wieder Angst. Angst. Leer. Angst. Leer. Wut. Ich hasse mich. Angst. Leer. Fragen. Warum? Warum? Ich drehe mich im Kreis. Leere. Antworten. Tränen. Dann wieder nicht. Leere. Leere. Stille. Ich bin müde. Ich kann nicht  schlafen. Nicht schlafen. Ich habe Schlafprobleme. Drei Punkte. 
Anzeichen für Depressionen in Gefühlen: Antriebslosigkeit, Verzweiflung, Angst, Einsamkeitsgefühle, Niedergeschlagenheit, Lustlosigkeit, Gereiztheit, Unfähigkeit, sich zu freuen. Schon wieder verraten. Ertappt. Immer wieder. Jede Falle mein eigen. Angst. Ich habe Angst. Ich bin am Ende. Ich kann nicht mehr. Kann nicht mehr. Kann nicht mehr.  Alarmierend wird es, wenn.. Listen. Punkte. Abgehakt. Jeder einzelne. Alarmierend. Mein Zustand ist alarmierend. Doch wer schlägt schon Alarm? Wer würde mir glauben? Sag! Wer soll mir das glauben! Wer wird das ernstnehmen? Können sie mit ihren Bekannten nicht über ihre Probleme reden? Wer soll mir das glauben? Wo fängt das an? Wo hört das auf? Hört das jemals auf? Ich kann ihr Lachen schon hören. Ich will nicht. Nicht wieder diese Blicke. Bitte. Bitte. Bitte nicht. Warum? Symptomlisten. Suchen, weitersuchen, bis irgendeine nicht auf mich passt. Scheitern. Ich scheitere. Schon wieder gescheitert. ANGST. In roten Buchstaben habe ich es gestern noch in mein Tagebuch geschrieben. Weil  das alles war, was es zu fühlen gab. Ich stehe fein säuberlich aufgelistet. Gegliedert in Anzeichen und Punktscalen. Ich will nicht! 
"Menschen mit einer depressiven Erkrankung haben verschiedenste Angstgefühle: Angst vor der Zukunft, Angst davor, nie wieder gesund zu werden, Angst, aufgrund der Belastung für die Familienmitglieder abgelehnt oder im Stich gelassen zu werden, Angst, den täglichen Aufgaben und Pflichten nicht mehr gewachsen zu sein. Manchmal können Betroffene gar nicht sagen, wovor sie Angst haben. Sie verspüren eine diffuse Angst vor allem und jedem. Diese Ängste sind Ausdruck einer generellen Hilflosigkeit und Ohnmacht, die mit Depressionen einhergehen."
Nächster Test. Nächster Test. Neue Seite. Bitte. Bitte. Warten auf den Freispruch. Vergeblich. Sie haben 33 Punkte erreicht. Aufgrund Ihrer Angaben empfehlen wir Ihnen unbedingt, einen Psychotherapeuten zu Rate zu ziehen.
Ich kann nicht entkommen. Umstellt. Gefangen. Gescheitert. Schon wieder. Ich will nicht. Ich kann nicht. Ich kann nicht mehr. Angst. Angst. Leere. 
Suchen Sie sich Hilfe! Hast du dir jemand gesucht? Wie geht es dir? Bist du eigentlich depressiv? Such dir jemanden. Du musst mal einen Psychologen konsultieren! Sie sind depressiv! Sie sind gefährdet. 60 von 60 Punkten. 43 von 44 Punkten. 9 von 10 Fragen. 12 von 12 Fragen. 51 Punkte. 31 Punkte. Sie leiden höchstwahrscheinlich an Depressionen. Nach Ihren Angaben sollten sie dringend ihren Hausarzt oder Psychologen aufzusuchen. Anna, kann ich dir irgendwie helfen? Anna, du siehst so blass aus? Wie geht es dir? Ich will dir doch nur helfen. Anna, rede mit mir. Es geht dir nicht gut, das merke ich doch. Nächster Test. Punktzahl 31.
Zu viel. Überall zu viel. Zu viel für mich. Für Zufall sowieso. Jeder einzelne verdammte Test. Jedes verdammte Symptom. Jeder einzelnen Seite. Einzeln, so wie ich. Einzeln. Ich bin einzeln. Das Wort "einzeln" geht mir nicht mehr aus dem Kopf.

Fühlen Sie sich einsam? 
 
Ich bin also wieder offiziell psychisch krank. War ich da jemals weg?
Ich will nicht. Ich habe Angst. Nur Angst. Und dann Leere.
Ich will schlafen. Nur schlafen. Und kann doch nicht. Ich kann nicht.
Ich kann nicht mehr. Leiden Sie unter Schlafstörungen? 
Sie haben nur eine Frage mit Nein beantwortet.
Kein Test, der mich anlügen möchte. Ich möchte mich anlügen.
Es geht nicht. Denn eigentlich habe ich es schon lange gewusst.

Ich bin also depressiv. 
Schuldig im Sinne der Anklage. In 9 von 10 Punkten. Nein, mit Höchstpunktzahl.

    1 Kommentar:

    1. Anna,
      du bist ein wunderbarer Mensch, du verstehst mich und ich habe Angst um dich, Angst, dich zu verlieren. Und ich danke dir, dass es dich gibt, dass du immer irgendwie da bist, aber ich fühle mich so ratlos, aber glaube dir. Und es macht mich so traurig, dass ich nicht weiß, was ich tun kann, weil du es immer irgendwie schaffst, das Richtige zu sagen und ich mir neben dir so dumm, so unbedeutend und ich möchte doch nur, dass du glücklich wirst.

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