Sonntag, 19. Juni 2011

Weil ich heimweh habe. Und es schon so lange her ist. (Auszug aus meinem Tagebuch, Samstag 13.02.2011)

In Bremen. Im Starbucks. Earl Grey. Chai Latte. Kaffeeduft. Nordischer Dialekt. Lange Üs. Nech?'s. Eine wunderschöne Altstadt. Und an den Wänden steht lauthals SVW. Ich höre die Trommeln. Und summe im Takt. Dort hinten die Flutlichtmasten. Fanshops. Überall und alles grünweiß. Und die Werderrauten auf den Pullovern. Auf den Taschen. An den Wänden. Auf den Fahnen unter dem Glasdach schon, im Bahnhof. Und die Menschen in den schönsten Schals. Das Stadion. Die Legende. Die Legenden. Leben hier. Und rennen dort. Und grüßen von den Plakatwänden. Wo die Weser ist und wartet und fließt und einen Bogen macht und sich teilt und zurückkehrt. Und eins wird. Und schön ist. Verregnete Wege am Ufer. Beton und Wiesen und Menschen, die grillen. Menschen, die tanzen. "Bremen ist einfach eine Electro- und House-Stadt". Hingesprayte Ailtons. Und Diegos. Und Özils. Und Frings. Und Mertesackers. Und Thomas Schaafs Hände in Eisen gegossen. Auf dem Boden. Und ich stehe ein wenig zu auffällig und zu ratlos da, wenn es Menschen gibt, die darüberlaufen. Einkaufspassage. Der Duft von Crêpes. Ein Mann schreit lauthals Gründe in die Welt hinaus, weswegen man Lose kaufen sollte. Musik. Rotweiß, die Stadt. Grünweiß, die Menschen. Der Schlüssel. Das Wappen. Die Raute. Das W, mit dem man Wunder schreibt. Und immer wieder und überall und alles grünweiß. Die Häuser. Die Menschen. Die Farben. Der Regen, der Regen, der ist das einzige, was mir egal ist. Denn alles hat mich verzaubert. Und ich stehe und grinse und das so sehr, dass immer wieder Menschen stehen bleiben und zurücklächeln, als hätte ich sie gemeint. Und vielleicht habe ich das auch. Denn das ist Bremen. Das alles hier ist Bremen. Und das so sehr. So sehr und so grünweiß. Ich will nie wieder weg. Ich bin zu hause. Endlich zuhause. Danach habe ich doch schon so lange gesucht. Der Durchgang. Die Hochstraße. Der Tunnel. Und ich höre schon vereinzelte Rufe. "Werder Bremen! Werder Bremen! Werder Bremen!" Und möchte am liebsten mitschreien. Vor Glück und vor Liebe und vor Ehrlichkeit. Und schweige, weil ich mich nicht traue. Und liebe und liebe und liebe diese Stadt, im Stillen. Dabei möchte ich genauso lauthals "SVW!" schreien, wie es an den Wänden steht. So grell und bunt und immerwährend. So sehr, bis meine Stimme abbröckelt, wie auch der Putz an manchen Stellen. Wenn Altstadt und Graphitti zu einem Kunstwerk verschmelzen. Aus Stuck und Werderrauten. Und ich sitze im Starbucks, am Anfang und am Ende. Mit Syker Kreiszeitung und Weserkurier. Und halte Sebastian Mielitz in meinen Händen. Und träume. Und Chai Latte. Und dann das Stadion. Schreien. Schreien. Leben. Weil das Bremen ist. Weil ich Bremen bin. Weil ich manchmal ein Esel bin und manchmal ein Hahn. Und manchmal nachts um die Häuser schleiche. Und dann laut krähe und stur bin und stolz bin und treu sowieso. Das Rathaus. Der Roland, natürlich. Das Glockenspiel. Die Meerjungfrau an der Wand. Der Tunnel. Die Treppen. Die Stufen. Gemurmel. Und ich warte, bis endlich Samstag wird. Und lache schon die ersten paar Runden um das Stadion. Ich will hier nicht weg, nicht wieder weg. Bremen, das war von Anfang an zuhause. Die Flutlichtmasten. Menschengruppen. Vereinzelte Rufe schon heute. "Werder Bremen! Werder Bremen! Werder Bremen!" 
Und morgen, morgen schrei ich mit.

3 Kommentare:

  1. das typische Kennzeichen einer Kleinstadt? "we all support the team!"

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  2. In meiner persönlichen Wohnortskleinstadt ist dem leider nicht so. Eher "we all support another team", oder so. Zummindest wenn ich an meinen buntgemischten Freundeskreis denke. (Unter anderem: Dynamo Dresden, Schalke 04, Hansa Rostock, TSV 1860 München, FC Bayern, Borussia Dortmund, natürlich der regional bedingte FC Carl Zeiss Jena, aber auch der Rot Weiß Erfurt und kurioserweise sogar ein HSV-Fan.)
    Aber vielleicht gilt das auch nur in Städten, die nahegelegen einen Bundesligaverein haben. Jena hat so etwas ja leider eher nicht.

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