Dienstag, 7. Juni 2011

Spiegelgedanken

Ich stehe vor dem Spiegel. Und wieder hasse ich all das, was ich sehe.

Seit Tagen schon werden meine Augen immer schwärzer. Mein Gesicht immer weißer. 
Die Wangen ziehen sich langsam zurück. Will ich meine Ohren zuhalten. 
Will ich schlafen, nur schlafen und habe doch keine Zeit. 
Und sitze da. Und werde immer farbloser. Leer. Leer. Leer. 
Ohne dich. Ohne mich.

Im Spiegel dieses hassenswerte Gesicht. Und das Nichts.
Im Hintergrund, leise. Singt schon in mein Ohr. Und saugt mich aus.
Mein Kopf ist schon ganz still. Und schwer. Obwohl nichts darin ist.
Nichtmal mehr Bilder, denn die sind alle schon lange herausgefallen. 
Die Bilder, die sind weg. Die Zahlen, weg. Die Schmerzen, weg.
Leer. Leer. Leer.

Und es tut nicht weh. Es tut nicht gut. Ich kann nicht mehr. 
Ich habe keinen Grund. 
Ich habe nicht eine einzige Ausrede mehr. 
Warum ich nicht weiterkomme. Nicht weiter will. Bin ich leer und warte.
Der Geist im Spiegel. Verzerrt und müde. Blass. 
Das einzige Bild, das geblieben ist. Und ich hasse es.

Ich hole den Abdeckstift. Den Puder. Das Rouge. 
Ich sehe noch immer die Narben.

Lippenstift. Wimpernzange. Lidschatten. Mascara.
Mehr Rouge. Mehr Farbe. Bis die Leere bunt wird.

Bis diese Leiche aus meinem Leben verschwindet.

Die Hochsteckfrisur. Das rote Kleid. 
Die fetten Beine. Und deine Stimme fehlt.
Weiß. Weiß. Das Weiß sehe ich noch immer. 

Leer. Leer. Leer.

Und dann zerkratze ich meinen Rücken mit dem Sandpapier, bis er blutet.
Und endlich, endlich tut es wieder weh.

1 Kommentar:

  1. Liebstes Anna,
    ich bin ebenso immer für dich da, meine Festnetznummer hast du zwar (noch) nicht, aber das ändern wir. ;)
    Ich wünsche dir weiterhin gute Besserung und platz am Sonntag vielleicht mal bei dir vorbei, wenn das okay ist?

    AntwortenLöschen